BETTY BEI DEN STÖRCHEN
Psssst, stellt euch vor, der Bernstein hat tatsächlich magische Kräfte! Ich kann es kaum glauben! Wollt ihr wissen, was geschehen ist? Dann hört gut zu!
Bevor ich mich von dem alten Mann verabschiedet hatte, fragte ich ihn noch, wo ich denn hier eigentlich gelandet war. Denn ich war ja auf dem Wagen der Händler eingeschlafen und erst hier wieder aufgewacht. Er erklärte mir, dass dieser Ort Zistersdorf heißt. Es gab hier einen schönen Markt mit vielen Marktständen und Musikanten, Stelzengehern und Gauklern. Danach habe ich mir die Stadt angesehen, vor allem die Stadtmauer und den Turm fand ich sehr interessant. Später kam ich auch zu einer Kirche. Auf einer grünen Wiese habe ich mich dann in die Sonne gelegt. Beim Blick in den blauen Himmel sah ich einen großen Vogel vorbeifliegen. Ich fragte mich, ob das vielleicht ein Storch oder doch nur ein Reier war? Völlig in meinen Gedanken versunken, griff ich zu dem Bernstein, der nun um meinen Hals hing. Ich dürfte wohl auch ein wenig daran gerieben haben. Plötzlich machte es PUFF und PENG und weißer Rauch stieg auf. Als sich die Nebelwand vor mir wieder lichtete, lag ich zwar immer noch in einer Wiese, aber ich war ganz bestimmt nicht mehr in Zistersdorf.
Über mir kreisten nun viele der großen Vögel. Sie hatten einen orangen langen Schnabel, orange Beine und ein weiß-graues Federkleid. Das sind eindeutig Störche, dachte ich! Als ich mich weiter umblickte entdeckte ich einige Bäume, in denen hoch oben weitere Störche zu sehen waren. Sie hatten große Nester, auch Horst genannt, gebaut und versorgten ihre Jungen. Sie flogen unentwegt und fütterten sie. . Ich liebe es Dinge zu beobachten, deshalb bekam ich gar nicht richtig mit, dass sich in der Zwischenzeit einige Kinder um mich herum versammelten und mit großen Augen ansahen.
„Wer bist du?“
Fragte mich ein kleiner Junge.
„Wir haben dich noch nie hier gesehen!“
„Ich bin Betty!“, antwortete ich freundlich. „Könnt ihr mir verraten wo ich hier bin? Ich glaube ich habe mich verlaufen,“ flunkerte ich ein wenig, weil ich diese unglaubliche Geschichte von dem Zauberamulett selbst kaum glauben konnte. „Was bist du denn für Eine? Das hier ist natürlich Marchegg. Diesen Teil hier nennt man auch Auwald,“ klärte mich eines der Mädchen misstrauisch auf. „Was hast du da um den Hals? Ist das ein Bernstein?“ fragte ein weiterer Junge neugierig. „Ähm, ja. Das ist wohl ein Bernstein. Ein alter Mann hat ihn mir geschenkt,“ antwortete ich. „Na, dann pass gut drauf auf, denn Bernstein ist bei unseren Händlern sehr beliebt!“ gab er zurück. Das älteste der Mädchen sprach nun zu den anderen: „Kommt, wir müssen los! Unsere Eltern warten schon mit dem Mittagessen auf uns!“
„Auf Wiedersehen, Betty mit dem Bernstein!“
Rief mir eines der Mädchen zum Abschied zu.
„Ja, auf Wiedersehen! Betty Bernstein!“
Johlten nun alle im Chor und liefen davon.
Puhh, jetzt brauchte ich erstmal eine kleine Pause, um zu verstehen was da gerade mit mir geschehen war!
So, das war meine allererste Reise, die ich mit meinem Bernsteinamulett erlebt habe! Jetzt weißt du auch, wie ich zu meinem Namen gekommen bin!